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Schönheit kommt von innen.

verschidene Materialien, Holz, Leder, Keramik, Furnier in gedecketen sandigen und erdigen Farben

Neu einrichten! Aber wie?

Der berühmte schweizer Architekt Peter Zumthor hat einmal gesagt:
„Wenn einem ein Raum gefällt, dann spürt man das, man denkt es nicht.“

verschidene Materialien, Holz, Leder, Keramik, Furnier in gedecketen sandigen und erdigen Farben
Foto: Daniel Mccullough
Foto: Markus Spiske
Foto: Jo Szczepanska
Foto: Tim Gouw
Foto: Patrick Perkins

Wozu sollte ich mich also mit dem richtigen Einrichten auseinandersetzen, wenn ich einfach nur schön wohnen will, ohne – frei nach Zumthor – darüber nachzudenken.

Das hat viele Gründe. Ein Gefühl für einen schönen Raum zu haben ist das eine, diesen Raum zu kreieren etwas anderes. Dazu braucht man neben Erfahrung ein gewisses Handwerkszeug. Man sollte sich in der Welt der Farben und Materialien auskennen. Ein Gespür für Stil, Harmonie und Kontraste sowie technische Machbarkeit haben und räumliche Bezüge sowie Proportionen sollten keine Fremdwörter sein.

Die aktive Gestaltung unserer Wohnung ist deshalb so wichtig, weil unser Lebensraum einen unmittelbaren Einfluss auf uns hat. Weil wir Zeit darin verbringen. Zeit, die zur Entspannung dient. In der man sich erdet und neu ausrichtet und in der man ganz bei sich sein will, ohne anderen gefallen zu müssen. In seiner eigenen Wohnung verbringt man seine intimste Lebenszeit. Wenn wir uns dort nicht wohl fühlen, spiegelt sich das in allen anderen Lebensbereichen wieder. Die Wohnung gehört mehr zum Selbstbild als zum Beispiel der Arbeitsplatz oder ein Auto.

Zeit ist der Schlüssel

Beim Einrichten ist der Schlüssel in den meisten Fällen Zeit und bewusstes Handeln. Sobald man sich Zeit nimmt und sich bewusst macht was man tut bzw. tun möchte, ist der wichtigste Schritt schon getan. Sicherlich kann es sein, dass einem nun noch das nötige Handwerkszeug für gute Gestaltung fehlt, aber 50% des Weges sind bereits vorhanden. Die Technik kann man wie in jedem Handwerk lernen. Der kleinste Teil in dieser Formel ist das Talent.

Deshalb mein Rat an Sie, nehmen Sie sich die Zeit die es braucht, wenn Dinge wachsen und entstehen sollen. Vertrauen Sie dabei ruhig ihren Empfindungen. Am besten Sie schreiben sich Ihre Gedanken auf und legen sie wieder bei Seite. Wenn Sie ihre Aufzeichnungen einige Tage später mit etwas Abstand betrachten und es sich immer noch gut anfühlt, ist das ein gutes Indiz dafür, dass Sie auf dem richtigen Weg sind. Wenn Sie genügend Gedanken, Fakten und Gefühlszustände gesammelt haben, fragen Sie sich was sie wirklich davon umsetzen wollen. Welche Bedingungen passen zusammen und ergeben schon beim Lesen ein gutes Bild im Kopf. Aber auch andersherum, welche Gedanken lassen sich nicht gut mit den anderen Ideen vereinen.

Die Kunst des Loslassens

Jetzt ist es an der Zeit die nächste – wie ich finde die wichtigste –  Gestalter Lektionen zu lernen. Praktizieren Sie die Kunst des Loslassens! Leider verlieben wir uns viel zu schnell in unsere eigenen Ideen und Vorstellungen ohne sie wirklich auf den Prüfstand gestellt zu haben. Das große Gestalter-Credo heißt  „weniger ist mehr“ und ist schwieriger als es klingt. Es bedarf ein wenig Übung die eigenen Gedanken und gängigen Meinungen in Frage zu stellen und mit den richtigen Entschlüssen gestalterisch ans eigene Werk zu gehen. Es gibt doch keine Vorschriften wo Möbel aufgestellt werden sollten. Warum müssen Sie also immer da stehen wo Sie immer stehen oder wo es sich auf den ersten Blick anbietet?

Gestaltung ist ein kreativer Akt und hat etwas Spielerisches. Es lohnt sich zu experimentieren und verschiedene Plätze auszuprobieren. Zeichnen Sie sich einen Grundriss auf und schneiden sich Möbel in allen möglichen Formen aus. Danach schieben Sie die Formen einfach auf dem Blatt Papier hin und her, bis es sich gut anfühlt, was Sie sehen. Zunächst einmal ganz intuitiv. Das ist ein ganz guter Trick um überhaupt erst einmal ein Gefühl zu bekommen. Achten Sie darauf ob noch genügend Platz für notwendige Verkehrs- und Abstandsflächen übrig bleibt.

Auf den Blickwinkel kommt es an

Oder fragen Sie sich, ob sich das Sofa an der Wand mit Blick auf die Tür wirklich gut anfühlt. Oder ist es unter der Dachschrägen doch besser aufgehoben? Persönliche Dinge, die für uns einen emotionalen Wert haben, sind für authentisches Wohnen mit Wohlfühlatmosphäre unverzichtbar. Eine individuelle Raumgestaltung lebt von Dingen mit denen wir uns verbunden fühlen. Das spürt man… auch als Außenstehender.

Diesen Gegenständen schenken wir Menschen Bedeutung und assoziieren sie mit Erlebtem, Eigenschaften und Gefühlen. Das findet in sehr vielen Lebensbereichen statt. So werden z.B. Metalle – insbesondere glänzender Chrom – vornehmlich als kühl oder gar kalt bewertet, während viele den Landhausstil mit besonderer Behaglichkeit verbinden. Auf der Suche nach der eigenen Wohnidentität allerdings, helfen allgemeine Beurteilungen nur mäßig. Denn es ist immer ein subjektiv erlebtes Gefühl, gepaart mit Seherfahrungen und Erinnerungen, was uns gestalten lässt. Im Übrigen ist das ein hochindividueller Vorgang und nicht reproduzierbar. Es gibt z.B. Menschen, die mögen die begrenzenden Räume mit Höhlencharakter, während andere ein gewisses Gefühl von Weite und Platz brauchen um sich wohl zu fühlen.

offener Wohnraum

Nehmen wir als Beispiel mal einen offenen, recht minimalistischen Wohngrundriss mit einer offenen Küche, großzügigem Essbereich und angrenzender Wohnzimmer-Zone. Nicht für alle ein Ideal. Fragen Sie sich selbst welches Gefühl Sie bei dieser Vorstellung haben. Mögen Sie es, wenn im Wohnbereich nebenan der Fernseher läuft oder die Kinder am Tisch Hausaufgaben machen? Oder fehlt Ihnen dann die Konzentration beim Kochen? Oder andersherum. Können Sie sich vorstellen, vor dem Fernseher zu sitzen oder ein Buch zu lesen, wenn in der offenen Wohnküche gewerkelt und gebrutzelt wird? Oder fühlen Sie sich abgelenkt und gestört?

Offene Wohnebenen sind es wert einmal durch die wohnpsychologische Brille betrachtet zu werden. Denn hier können Sie sehr gut erkennen, wie sich Ihr Bedürfnis nach Kommunikation und Kontakt auswirkt. Aber es zeigt sich auch wie ausgeprägt das Verlangen nach Ruhe und Konzentration ist. Wer im Familientrubel so richtig aufblüht, dem kann gar nichts Besseres passieren als diese Form der offen Wohnarchitektur, die übrigens in den letzten Jahren immer beliebter geworden ist. Aber wem es hier vor lauter Unruhe ganz kribbelig wird, der wünscht sich vielleicht doch eher eine abgrenzende Küche oder einen separaten Rückzugsraum mir einem gemütlichen Sessel. Jeder ist eben anders!

Die Macht des Raumes

Machen wir uns mal bewusst, was Räume für eine faszinierende Wirkung, ja fast schon Macht, auf uns haben. Denn unser Körper reagiert unmittelbar. Der Blutdruck, der Puls, der Hautwiderstand, die Gehirnströme, die Atemfrequenz … alles ändert sich in dem Augenblick in dem wir einen Raum betreten. Besonders dann, wenn wir den Raum noch nicht kennen und zum ersten Mal wahrnehmen. Diese Reaktion ist hoch individuell und kann nicht bewusst gesteuert werden. Stellen Sie sich vor in diesem Raum passiert zusätzlich soziale Interaktion. Welch ein körperliches Feuerwerk da wohl stattfindet! Nur leider neigen wir dazu, diese Wirkung und eigene Reaktion zu unterschätzen oder gar zu ignorieren. Weil sie vor allem auf einer anderen, unbewussten Ebene stattfindet. Doch wenn wir wieder lernen diesem intuitiven Gefühl zuzuhören, finden wir auch unsere wahre Wohnidentität.

In diesem Sinne wünsche ich Ihnen viel Erfolg und Freude sich und ihre Wohnidentität zu stärken,

Ihr Innenarchitekt, David Oehme.