Wissen Sie welcher Wohntyp Sie sind?
Zeig mir wie Du wohnst und ich sage Dir wer Du bist.
Ganz so einfach ist es zwar nicht…und es ist ähnlich spekulativ, wie die Einschätzung von Persönlichkeiten anhand eines Bekleidungsstils. Was jedoch der Wohnstil über uns aussagt und welche Details unsere Persönlichkeit enthüllen, erfahren Sie in diesem spannenden Artikel über die Wohnpsychologie.
Unser Selbstbild:
Warum wir anhand der Dinge, die wir im Laufe unseres Lebens ansammeln und in unserer Wohnung zur Schau stellen, ein relativ gutes Bild unseres Selbst ableiten können, hängt damit zusammen, dass wir die meisten unserer Besitztümer frei wählen.
All die großen und kleinen Gegenstände für die wir uns bewusst oder unbewusst entscheiden, stehen repräsentativ für bestimmte Phasen unseres Lebens. Wir nutzen sie, um durch sie auszudrücken, wer wir sind, was uns bewegt und was wir machen.
Laut dem amerikanischen Wohnpsychologen Samuel Gosling gibt es vier Grundtypen: Den Nähetyp, den Distanztyp, den Dauertyp und den Veränderungstyp.
Das spielt natürlich nicht nur eine Rolle bei der Wohnungseinrichtung, sondern besonders auch bei der Partnerwahl.
Der Nähetyp liebt es gemütlich. Er mag weiche Stoffe, warme Farben, eher schwere Möbel und Behaglichkeit. Für ihn muss nicht alles klinisch rein sein.
Der Distanztyp mag es eher streng, übersichtlich, aufgeräumt und er findet starke Kontraste ansprechend. Vielleicht kombiniert er etwas aus Leder, in Schwarz, Zigarrenbraun oder auch Weiß. Auf jeden Fall entscheidet er sich für klare Formen.
Der Dauertyp hat oft ein Faible für Antiquitäten. Sein Lieblingssitzplatz ist nicht unbedingt exzentrisch oder hat ein extravagantes Design. Aber es ist sein persönlicher Lieblingsplatz, sein Wohlfühlplatz. Etwas warme Beleuchtung, ein gutes Buch und fertig ist der Platz für die Ewigkeit…
Das entspricht überhaupt nicht dem Veränderungstyp. Er legt sich nicht gerne fest. Die Wohnung ist ein echter Hingucker und hat durchaus individuellen Geschmack. Hauptsache es ist trendig! Und wenn trendig bedeutet, gegen den Strom zu schwimmen, dann gern auch das.
Außerdem gibt es noch Charaktereigenschaften die die vier Grundtypen unterstreichen.
Der gesellige Typ:
Nehmen wir als Beispiel Bücher. Sie werden im Regal zumeist offen und gut sichtbar gelagert. Manche präsentieren und inszenieren sogar ihre Bibliothek. Wenn also Kunstwerke, Designbände, die 26 bändige Enzyklopädie oder der neue Houellebecq im Regal stehen, könnte man darauf schließen, dass hier jemand lebt, dem Kunst, Kultur und Bildung sehr wichtig sind. Aber ebenso könnte bei dem Lesenden der Fokus auf dem Thema Entschleunigung und Erdung liegen. Da er sich, abseits des Alltagsstresses einfach mal die Zeit nimmt um ein Buch zu lesen. Oder man hat es mit Jemandem zu tun der gern mit seinen Büchern kokettiert und Wert darauflegt, dass alle Welt davon Notiz nimmt. Denn laut Wohnpsychologie nutzen manche Menschen Ihre Wohnung auch gezielt zur Imagepflege.
Ich war einmal bei einem Bekannten zu Hause eingeladen. Er besaß eine beindruckende, formatfüllende Bibliothekswand die sich in seinem geräumigen, Wohnzimmer befand. Vornehmlich Kunst- Architektur- und Fotobände, etwas Weltliteratur, Reisethemen und einige Fachbücher. Jedes Buch war wie vom Bibliothekar alphabetisch und nach Themengebieten geordnet. Außerdem hatte er alle Bücher nach Größen geordnet. Ich war total fasziniert und stand eine gefühlte Ewigkeit vor diesem beeindruckenden Bücherregal um die Buchrücken zu studieren. Als wir drüber sprachen, hat sich herausgestellt, dass er kaum ein Buch davon gelesen hatte. Ihm war es wichtig sich einfach mit Büchern zu umgeben, sie als Dekoration, als Kulisse und zur Selbstinszenierung zu nutzen und bei einigen Gelegenheiten in passender Runde zu erwähnen was er für eine unglaublich große private Büchersammlung besäße.
Die Wohnpsychologie sagt dazu, es sei ganz normal und zeige lediglich, dass demjenigen eine gewisse Anerkennung anderer Personen wichtig ist. Und zwar nicht irgendwelcher Personen, sondern die, die er bewusst zu sich in sein privates Reich einlädt. In deren Gegenwart er sich wohl fühlt und die er näher an sich heran lässt. Im Grunde ist hier die Rede vom geselligen Typ der Harmonie sucht und sich selbst über ein gewisses, intellektuelles Maß definiert.
Der Freigeist:
Eine andere Studie konnte nachweisen, dass Fans von Duke Ellington, Stan Getz und Billie Holiday der Welt aufgeschlossener gegenüberstehen als Liebhaber anderer Musikrichtungen. Also achten sie bei Ihrem nächsten Besuch bei Freunden auf deren Plattensammlung oder auf das CD Regal (falls es das noch gibt). Die Erklärung liegt hier wohl in der Komplexität von Jazz. Vor allem Menschen, die auf der Suche nach intellektuellen Impulsen und Herausforderungen sind, lassen sich auch auf diese Musik auf ein. Für die Psychologie ist das ein eindeutiges Indiz dafür, dass wir es mit einem Freigeist zu tun haben.
Der gefühlvolle Typ:
Wer sich mit Fotos seiner Liebsten umgibt, für den sind Gefühle sehr wichtig. Jedes dieser Bilder besitzt einen emotionalen Wert, eine Erinnerung an schöne Zeiten. Und sie zeugen zugleich von einer gewissen Extrovertiertheit. Denn extrovertierte Menschen genießen – laut Psychoanalyse – die Anwesenheit anderer. Selbst dann, wenn sie nur auf Bildern zu sehen sind.
Der selbstverliebte Typ:
Eine gewisse Portion Narzissmus muss man schon besitzen, um sich mit den eigenen Porträts zu umgeben, womöglich sogar Bilder, die im Fotostudio kunstvoll inszeniert wurden. Hier steckt der Wunsch dahinter der Welt positiv aufzufallen.
Der Suchende:
Manchmal finden wir auch sehr minimalistische Wohnungen wo man kaum persönliche Gegenstände vorfindet und einer eher reduzierten Einrichtung gegenübersteht. Das könnte bedeuten das der Bewohner ein Suchender ist. Beispielsweise könnte er die Antwort auf die Frage nach seiner Identität suchen, was macht ihn wirklich aus? Gestützt wird diese Erfahrung durch die Persönlichkeitsforschung.
Demnach dekorieren geistig, reflektierte und introvertierte Sinnsucher deutlich weniger als extrovertierte und gesellige Personen. Der Grund: Zu viele sensorische Reize in Form von Bildern, Farben oder Materialien empfinden diese Menschen als störend. Sie lassen ihren Blick eher an niederkomplexen Formen und gedeckten Farben ausruhen. Der Kopf arbeitet weniger mit Sinnesreizen, sondern mit seinem innen liegenden Geist.
Der Miteilsame Typ:
Andersherum gilt übrigens das gleiche Prinzip. So mögen extrovertierte und gesellige Personen immer neue Anreize und Ablenkungen von außerhalb. Deshalb gehören aufwendig dekorierte Wohnungen zu mitteilsamen und nach außen gerichteten Personen.
In diesem Zusammenhang darf hier natürlich das große Thema Farben nicht fehlen. Es soll hier nur erwähnt werden. Dazu kann ich Ihnen nur wärmstens den spannenden Artikel über die Farbenpsychologie hier auf diesem Blog ans Herz legen. Auf diese Weise lassen sich jede Menge Details in den unterschiedlichsten Wohnungen finden die auf ganz individuelle Persönlichkeiten schließen lassen.
Wenn Sie sich allerdings als Gast in einer Wohnung nicht so richtig wohl fühlen und gewisses Unbehagen empfinden, kann das ein Indiz dafür sein, dass die Charaktere und unterschiedlichen Persönlichkeiten von Gast und Gastgeber nicht so recht zusammenpassen wollen. Oder weil die Wohnung einfach gar keine Identität hat.
Der Unterschiede zwischen Mann und Frau:
Das Geschlecht spielt eine große Rolle. Klischeehafterweise mögen es Männer eher schlicht, rational, pragmatisch, technikorientiert und weniger farbenfroh. Männer sind mehr als Frauen auf Statussymbole ausgerichtet. Interessanterweise wird die Corbusier-Liege als Designklassiker statistisch eher von Männern gekauft und als „Blickfang“ platziert. Mann „dekoriert“ auch gern die Wand mit einer extra großen B&O TV Anlage.
Frauen sind da wesentlich emotionaler! Sie achten viel mehr auf Einzelheiten. Sie verzieren gern, beschäftigen sich mit Farben und kombinieren Materialien, sie suchen passende Bilder oder ersteigern einzelne wertige Stücke auf dem Trödelmarkt. Hier steckt die Liebe im Detail. Frauen benutzen bei der Wahl ihrer Einrichtung alle ihre Sinne. Ausnahmen bestätigen natürlich auch hier die Regel! Aber normalerweise spüren wir ob wir uns in einem Frauen- oder Männerhaushalt aufhalten oder wer in einer Beziehung die „Einrichtungshosen“ anhat.
Fazit:
Oberstes Gebot bei allen Wohnüberlegungen ist, dass man nicht versuchen sollte klischeehaft sein zu Hause in die Kopie eines Hochglanzmagazins zu verwandeln. Darin ist kaum authentisches Leben möglich.
Finden sie Ihren eigenen Stil, Ihren inneren Ausdruck! Es geht doch immer darum, dass sich die Bewohner in ihrem zu Hause wohlfühlen und Ihre individuellen Persönlichkeiten ausleben können.
Deshalb verstehen wir unsere Aufgabe als Innenarchitekten und Designer mehr als Übersetzer von Wahrnehmungen. Das heißt wir finden mit Ihnen zusammen, ihre individuellen Vorlieben heraus, erkunden Ihren Wunsch vom Wohnen und übersetzen das in eine gestaltete Umwelt. Wir sind sozusagen Ihre Visionsdolmetscher.
Viel Spaß beim Wohnen, Ihr Innenarchitekt, David Oehme.
Bildquellen
- Landhausküche modern: Foto: KimOliverGottschalk
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